Loslassen

Danke an Sabine und ihre Blogparade zum Thema LOSLASSEN, die mich aufgefordert hat, meine Worte zu finden. Und jetzt, wo alles verpackt ist, und ich Dir meine Geschichte vorlesen möchte, fühle ich mich unendlich reich und dankbar. Erfüllt. Zufrieden.

Die Liebe loslassen

Dass “Loslassen” jemals leicht fällt, kann mein Verstand schwer annehmen. Das Konzept dahinter habe ich verinnerlicht, und dennoch gibt es Besonderheiten im Leben, auf die man nicht vorbereitet ist. Loslassen nimmt dann eine völlig neue Dimension ein. 

Mein Leben habe ich mir in Lebensabschnitte unterteilt. Menschen, Erlebnisse, Erinnerungen kommen und gehen. Alles ist irgendwie in Bewegung, entwickelt sich weiter. Man kann es nicht festhalten, aber man darf die Zeit genießen, in der die unterschiedlichen Lebensfäden sich begegnen und miteinander verweben. Unseren Weg setzen wir fort, jeder den eigenen. Daher heißt es immer wieder: Abschied nehmen und loslassen, von dem, was einmal war. Gleichzeitig dürfen wir das Neue mit offenen Armen begrüßen, wohl wissend, dass dem Neuen ein eigener Zauber innewohnt.

…Was aber, wenn trotz dieser Einstellung “Loslassen” generell funktioniert, die Lebensfäden zweier Menschen aber so miteinander vertütelt sind, dass sie nicht voneinander getrennt werden können?

Es war einmal…

Er, der Soldat. Weltenbummler. Zugleich ein Flüchtling seiner Wurzeln. Ein beliebter Außenseiter, den die Girls lieben. Er will nicht beliebt sein. Macht sich stark für die Schwachen. Kämpft für ein höheres Ziel. Ein zäher und harter Typ. Immer auf der Suche nach Weiterentwicklung. Getrieben. Egoistisch. Berührend. Es gibt viele Worte, die ihn beschreiben, und keines allein ist treffend. Er selbst ist jedoch äußert zielsicher. Ein Schuss. Ein Treffer. Er weiß, was er will und nimmt es sich. Nie ist er lange an einem Ort; er ist ein Reisender auf der Suche nach Antworten. Er ist intelligent, wortgewandt und tiefsinnig. Fordernd und Gebend. Mit Leib und Seele ist er präsent; voller Hingabe hat er sich seiner Sache verschrieben. Er, der gefestigte und leidenschaftliche Soldat.

Sie, auf der Suche nach Liebe. Sie hat eine Ahnung davon, wie diese schmeckt. Liebe zergeht auf der Zunge, mal leidenschaftlich, mal ganz zart, pikant oder gehaltvoll. Wiederholt heißt sie die Liebe Willkommen. Sie hat ihr Herz und ihre Seele geöffnet und die Liebe hereingelassen.  Sie vertraut, dass ihre Liebe da draußen ist. Sie ist Buddhistin und glaubt an Wiedergeburt. Nach ihrem Verständnis werden sie sich wiederfinden, immerhin sind sie seit vielen Leben miteinander verbunden. Diese besondere Liebe, der Seelenverwandte. Ihr Soulmate. Sie ist nicht darauf vorbereitet, dass es ein Soldat ist, den sie in ihr frommes Herz aufnimmt. Machtlosigkeit. Sie kann nicht anders, als ihm zu verfallen.

Soulmates haben eine tiefe, emotionale und seelische Verbindung, die weit über das Weltliche hinaus geht. Ihre Verbindung ist stark. Immer wieder trotzen sie den Herausforderungen und finden zueinander. Was es aber knifflig macht ist die Tatsache, dass das Aufeinandertreffen von Soulmates zur richtigen Zeit und am richtigen Ort passieren muss. Ein Treffen alleine ist leider nicht ausreichend, denn auch die äußeren Umstände sollten stimmig sein. Sie weiß das genau. Sie hatte bereits das wiederholte Glück mit anderen Menschen eine tiefe Liebe zu teilen. Und sie hat das Loslassen erfahren, wenn es einfach nicht sein soll. Sie erinnert den Schmerz. Deutlich spürt sie die großen Gefühle, und wiederholt lässt sie es geschehen. Sie lädt die Liebe zu sich und in ihr Leben ein.

Nur wenn man der Liebe offen begegnet, hat man die Möglichkeit sie in ihrer vollen Tiefe und in ihrem vollen Glanz zu erleben.” ||MurmelMeister

Eine fragile Beziehung. Hauchzart. Es sind die Umstände im Leben, im Jetzt und im Hier, die gegen eine dauerhafte Verbindung des Soldaten und seiner Liebe sprechen. Von Beginn an ist das Loslassen vorprogrammiert. Anfangs stimmte sie seiner Regel zu, dass ihre Liebe nicht weiterhin bestehen kann, nachdem er ihre Heimat verlassen hat. Sie hatte ja keine Ahnung. Er ist nur für kurze Zeit als Soldat in Deutschland stationiert. Er hat sie aus dem Leben gerissen. Gemeinsam erleben sie eine sehr kurze, wundervolle und intensive Zweisamkeit, in der sie ihre Liebe wiedererkennen. Von dieser Liebe sind beide überwältigt, und sie geben dem Raum. Magie, wo sich Liebe entfaltet. Eine Energie, die nur so sprudelt, jetzt, da ihre Lebensfäden mit einander verbunden sind.

Dennoch: es folgt das Loslassen. Ihre Zeit ist vorbei. Ihre Wege sollen in unterschiedliche Richtungen weitergehen. Er, der Soldat. Die nächste Stationierung kassiert ihn ein, auf zum nächsten Einsatz. Zurück zu einem Leben voller Abenteuer. Und sie?! Er schätzt es sehr an ihr, dass sie selbstbewusst ihren eigenen Weg geht, dass sie den Raum mit Licht und Liebe erfüllt. Nie verurteilte sie ihn für den Weg, den er eingeschlägt. Sie weiß wer er ist. Sie sieht ihn, und er sieht sie. Und sie spürt, dass sie zurück bleibt. Alleine, aber nicht einsam.

Manchmal, ganz selten, erwischt sie sich bei dem Gedanken, dass es leichter wäre Liebe loszulassen, wenn man keine Wahl hat. Wenn jemand einfach nicht mehr existiert. Was ist wenn ihr Soldat im Einsatz fällt?! Erlischt damit gleichzeitig die Liebe?! Spürt sie, wenn seine Lebensenergie in dieser Existenz fehlt? Sie schüttelt den Gedanken aus ihrem Kopf. Ihre Blicke streifen durch ihr Zuhause. Fast suchend, nach einem Anker. Sie blickt hinüber zu dem Vogelkäfig, der als Deko ihr Zuhause schmückt. Sie geht hin und schiebt den Riegel beiseite. Sie ist komplett bei sich. Hier. Jetzt. Deutlich spürt sie ihre Liebe und öffnet die Käfigtür. Freiheit. Flieg! Von nun an soll die Tür ihres Vogelkäfigs immer geöffnet bleiben. Sie weiß man kann nicht festhalten. Was einmal war, das ist nicht mehr. Loslassen. Denn so ist die Liebe frei. Sie kann kommen und gehen. Sie hat Raum sich zu entwickeln. …und genau das geschieht, denn Liebe ist!

Liebe. Man liebt. Man verletzt sich. Wunden heilen. Man bereichert sich gegenseitig, und irgendwann setzt sich der Weg ohne den anderen fort. Auch wenn ihr Herz oft schmerzte und sie peinigte, so versteht sie es doch als einen wachsenden Muskel, der jedes Mal stärker wird. Manchmal ist der Muskelkater des Herzens extrem. Manchmal fühlt es sich so an, dass ihr Herz komplett vernarbt oder zerreißt. Pulsschlag. Ist er noch da?! Ihr Herz. Ihr überaus großes Herz, es brennt voller Leidenschaft und Hingabe. Es ist beseelt und auf der Suche, und jeden Tag pumpt es im Takt und jubelt seinem Dasein rhythmisch entgegen. Pulsschlag. Sie fühlt ihn deutlich. Sie ist ein Herzmensch. Sie hat verstanden, was ihrem Leben die Richtung gibt. Sie ist verheiratet mit sich und ihrem Herzen. Mit ihrem Soldaten ist sie nicht verheiratet, aber auf ewig verbunden.

Die Jahre ziehen ins Land. Das Leben setzt sich fort. Sie schreibt Gedichte und Bücher, in denen sie ihre Erfahrungen verarbeitet und teilt. Ihr Soldat und sie. Sie beide verstehen, dass sie nicht zusammen sein können. Sie haben aber auch gelernt, dass sie nicht mehr komplett ohne den anderen existieren. Ihre Lebensfäden haben sich dermaßen miteinander verbunden, dass jede Veränderung im Leben des einen auch spürbar für den anderen wird. Andere Partnerschaften und Lebensumstände, Herausforderungen – das Leben geht weiter. Oft droht ihr in dieser Zeit das Herz zu zerspringen. Das Leid ist greifbar und allgegenwärtig. Sie findet heraus, dass Menschen an einem gebrochenen Herzen sterben können. Broken Heart Syndrom. Und immer wieder Loslassen. Viele Abschiede und viele Neuanfänge, und trotzdem bleiben sie einander die eine Konstante. Seelenverwandte. Wahre Liebe. Ein Herz, das in zwei verschiedenen Körpern brennt. 

Akzeptanz. Sie beide haben längst akzeptiert, dass sie in diesem Leben nicht im herkömmlichen Sinne zusammen sind. Ihre Verbindung bleibt die größte Herausforderung überhaupt. Sie wachsen durch den anderen und miteinander. Sie verwachsen. Sie teilen diese Dankbarkeit und das Verständnis, der reinen Liebe. Einer Energie, die immense Kräfte innehält und frei setzt. Loslassen. Denn doch ist alles Eins und irgendwie miteinander verbunden.

…Seitdem wir in diesem Leben zueinander gefunden haben, ist das Glück und das Leid spürbarer denn je. Nur die Akzeptanz und das Loslassen machen diese überwältigenden Gefühle erträglich. Oft haben wir in den letzten Jahren einander ergänzt und Richtungen aufgezeigt. Wir waren stark, wenn der andere schwach war. Wir haben von einander gelernt und im Loslassen die wahre Stärke und Liebe erkannt. Erst so, konnten wir uns selbst begegnen.

Vertrauen auf eine Fortsetzung der gemeinsamen Geschichte. Wenn nicht in diesem Leben, dann in einem anderen… Loslassen ist ein Neubeginn. Und Neubeginn bedeuten Leben. Im Hier und im Jetzt.

Von Herzen: „Dankeschön.“ Mit einem Lächeln auf den Lippen. Herzlichst, Deine Sovely

17 Comments

  1. Christine F. Behrens

    Liebe Sovely, gebannt las ich deine Worte, denn sie beschrieben in meinen Augen die wirkliche Bedeutung des “Loslassens” zwischen zwei Menschen. Es ist kein Abschneiden oder Niewiedersehn, es ist eine Akzeptanz und ein Erkennen der Herzen, das dem gemeinsamen Band genug Raum zu einem erfüllenden Leben schenkt. Danke Dir. Lieben Gruß, Christine

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    1. Sovely Matters

      Christine, ich freue mich sehr über Deine Rückmeldung, insbesondere weil es gefühlt so viel Inhalt gab, den ich in einer überschaubaren Wortanzahl transportieren wollte. Ich freue mich, dass meine Worte bei Dir angekommen sind. Danke Dir für Dein Feedback.

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  2. hexenfire

    Sehr berührend geschrieben. Ich stelle mir Deinen Weg vor zwischen Akzeptanz und tiefer Verzweiflung. Loslassen ist selten einfach. Auch die tiefe Überzeugung, dass es das Beste ist, setzt sich nur quälend langsam in die eigene Freiheit um und fühlt sich, lange Zeit und immer wieder, an wie Selbstbetrug.
    Was mich irritiert hat, ist Dein Wort Abenteuer, wenn es um Kampfeinsatz geht.

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    1. Sovely Matters

      Vielen Dank für Deine Worte. ja, das liebe Loslassen, dem begegnen wir immer wieder in unserem Leben. Es kann auch das Loslassen von Erwartungshaltungen und festen Bildern sein, es ist so viel mehr und wirklich komplex. Ich bin froh, dass Du über das “Abenteuer” gestolpert bist, denn mein Ansatz ist keinesfalls “Kriegsverharmlosend” zu sein.

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  3. Abe

    “Leaves from the vine, falling so slow
    Like fragile tiny shells, drifting in the foam
    Little soldier boy, come marching home
    Brave soldier boy, comes marching home.”
    Mako Iwamatsu

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    1. ABE

      This song has many meanings but I believe its about free will, loss and transformation.
      Love, hate, happiness, sorrow. Nothing lasts forever because nothing is permanent. I never let go because I am scared of falling but I must let go to have the courage to face it again. I am still holding on and when I am brave enough to let go, I will come home.

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